ARRIVO BERLIN
Newsmeldung
24.09.2020
IAB: Gendergefälle bei der Ausbildungs- und Arbeitsmarktteilhabe – ARRIVO BERLIN steuert dagegen
von Felicitas-Morgaine Keller
Soziale und ökonomisch Teilhabe geflüchteter Frauen
Auf Grundlage der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von geflüchteten Menschen untersucht das IAB-Forschungsprojekt „Geflüchtete Frauen und Familie“ die besonderen Aspekte der Flucht und Integrationen, in denen sich Frauen und Familien mit Fluchtbiographie wiederfinden. Ein zentraler Punkt des Berichts beschreibt das soziale und ökonomische Gefälle von geflüchteten Männern und Frauen.
Der Bericht geht von einer dauerhaften Genderdiskrepanz in den Arbeitsmarkchancen aus. Zwar nehme diese mit zunehmender Dauer des Aufenthalts ab, ein Ungleichgewicht bleibe jedoch bestehen. Eine Kumulation verschiedener Faktoren könne die Ursache dafür sein. Zwar zeigen sich in der deutschen Mehrheitsgesellschaft ähnliche Tendenzen, dennoch bedarf es bei der Akquise von Frauen mit Fluchtbiographie eine besondere Ansprache, der sich ARRIVO BERLIN annimmt.
Arbeitsmarktintegration durch Empowerment
Mit der Annahme, dass durch Integration auf dem Arbeitsmarkt, ebenso die Integration im sozialen Kontext gefördert werden kann und somit Frauen in ihrer Unabhängigkeit gestärkt werden können, bietet das Teilprojekt ARRIVO BERLIN Übungswerkstätten das Projekt Übungswerkstätten für geflüchtete Frauen an. Dort wird Berufsorientierung und -vorbereitung im handwerklichen Bereich mit jeweils changierenden inhaltlichen Schwerpunkten für geflüchtete Frauen angeboten. Im Anschluss besteht für die Teilnehmerinnen bei Wunsch und Eignung die Möglichkeit, an den regulären Kursen der ARRIVO BERLIN Übungswerkstätten teilzunehmen.
Neben Stärkung der eigenen Fertig- und Fähigkeiten, sollen die Frauen an vermeintliche „Männerberufe“ herangeführt werden, um so das Berufsspektrum zu erweitern. „In dem Projekt ist es neben der Berufsorientierung ebenso wichtig, Frauen zu stärken und sie zu empowern“, so die Projektleiterin der ARRIVO BERLIN Übungswerkstätten Franziska Hartmann.
Auch das Teilprojekt ARRIVO BERLIN Servicebüro für Unternehmen bietet Unterstützung an. Unter dem Titel „InfoZirkel digital 2 – geflüchtete Frauen in Arbeit und Ausbildung“ organisierte das Büro in den vergangenen Monaten online Infoveranstaltungen, in welchen verschiedene Möglichkeiten der Flexibilisierung von Ausbildung vorgestellt wurden, u.a. die Teilzeitausbildung und modulare Nach- oder Teilqualifizierungen. Diese flexibel gestalteten Ausbildungsformate können besonders interessant für Frauen mit Erziehungsverantwortung sein.
Genderparität
Das Teilprojekt ARRIVO BERLIN Soziales hat im Zeitraum von 2017 bis Juni 2020 den Anteil von Frauen im Projekt verdoppelt. Ein möglicher Grund für diesen Erfolg ist der Ansatz der direkten Ansprache vor Ort. Christine Döbler, die Projektleitung des Teilprojekts, sagt dazu:
„Mit unserer mobilen Beratung auch auf Arabisch, in den Unterkünften, bei Sprachschulen und in Migrant_innenvereinen konnten wir eine demographisch vielfältige Gruppe ansprechen. Zudem stehen soziale Berufe für Frauen oft besonders hoch im Kurs. Seit etwa einem Jahr sehen wir wachsendes Interesse von Frauen an einer staatlich anerkannten Ausbildung, so dass der Anteil von Frauen bei fast 50 Prozent liegt. Gerade für die teils immer noch weiblich dominierten Berufe ist es aber durchaus zu begrüßen, dass sich auch viele Männer für soziale Berufe begeistern können und dass teilweise überkommene Rollenvorstellungen bzw. zuschreibungen aufweichen.“
Den IAB-Forschungsbericht „Geflüchtete Frauen und Familien: Der Weg nach Deutschland und ihre ökonomische und soziale Teilhabe nach Ankunft“ (2020) finden Sie hier.