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Newsmeldung
16.07.2021
Immer weniger, immer negativer– Studie zu Berichterstattung über Geflüchtete
Die Berichterstattung über Flucht und Migration in deutschen Medien ist widersprüchlich und zunehmend negativ. Zu diesem Ergebnis kommt eine von der Stiftung Mercator geförderte Studie der Universität Mainz.
Die Medien charakterisieren Geflüchtete als Menschen in Not, die aus humanitären Gründen aufgenommen werden sollten, und stellen sie gleichzeitig als Sicherheitsrisiko für die deutsche Bevölkerung dar. „Eine ähnliche Widersprüchlichkeit hatten wir bereits während der sogenannten Flüchtlingskrise 2015/16 festgestellt“, sagte der Mainzer Publizistik-Professor Marcus Maurer am 15. Juli. Allerdings habe sich der Tenor der Berichterstattung seit 2015 noch einmal eindeutig ins Negative verschoben.
Für die Studie des Lehr- und Forschungsbereichs für Politische Kommunikation am Institut für Publizistik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz im Auftrag der Stiftung Merctor wurden 5.822 Beiträge aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Süddeutschen Zeitung, der Bildzeitung sowie den Hauptnachrichtensendungen Tagesschau, ZDF heute und RTL Aktuell im Zeitraum 2016 bis Ende 2020 analysiert.
Widersprüchliche Darstellung
Die Ergebnisse zeigen, dass die Medien im Verlauf des Untersuchungszeitraums immer seltener über Flucht und Migration berichten. Berichtet wird primär über politische Entscheidungen und Institutionen. Die Geflüchteten selbst kommen selten als aktiv handelnde Individuen vor. Überproportional häufig werden Männer abgebildet, während Frauen und Kinder im Verhältnis zur Asylstatistik unterrepräsentiert sind.
Dabei sei die Darstellung der Geflüchteten in allen Medien überwiegend negativ und damit deutlich negativer als während der sogenannten Flüchtlingskrise 2015/16 ist. Rund jeder zehnte untersuchte Beitrag thematisiert Terrorismus und Flüchtlingskriminalität. Zudem betonen die Medien vor allem die Gefahren der Zuwanderung für die Sicherheit der deutschen Bevölkerung. Darüber hinaus stellen sie das Verhältnis zwischen Geflüchteten und der einheimischen Bevölkerung als konfrontativ dar.
Für die nach Deutschland kommenden Menschen werde zugleich überwiegend der Begriff „Flüchtlinge“ verwendet, was eine Schutzbedürftigkeit impliziere. Als zentrales Fluchtmotiv schreiben die Medien den Zugewanderten bei weitem überwiegend den Schutz vor Krieg und Verfolgung zu.
Diese zugespitzte und in sich widersprüchliche Darstellung von Geflüchteten als zugleich schutzbedürftig wie bedrohlich sehen die Autoren der Studie kritisch – denn sie präge entscheidend das Bild, das Bürger_innen von Geflüchteten haben. Dieses Problem entstehe, weil die Medien überwiegend über extreme und spektakuläre Ereignisse berichten, kaum aber über die erfolgreiche Integration von Geflüchteten, sagte Maurer: „Es wäre wünschenswert, dass Journalistinnen und Journalisten für die negativen Folgen einer zugespitzten Berichterstattung sensibilisiert würden.“
RP
Die komplette Studie steht hier zum Download zur Verfügung:
www.stiftung-mercator.de/content/uploads/2021/07/Medienanalyse_Flucht_Migration.pdf