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Newsmeldung

05.10.2021

Geschlechterrollen und Arbeitsmarktintegration in der Praxis

Frau in einer Werkstatt
Bild: © Pexels | ThisIsEngineering

Stehen geschlechtsspezifische (soziale) Rollen in einem direkten Zusammenhang mit möglichen Hürden bei der Integration von geflüchteten Frauen? Laura Goßner und Yuliya Kosyakova widmen sich diesem Thema im neuen Forschungsbericht 8/2021 des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ,Integrationshemmnisse geflüchteter Frauen und mögliche Handlungsansätze – eine Übersicht bisheriger Erkenntnisse‘‘. Valerie Mozaffari und Dr. Johnny Van Hove kommentieren den Bericht aus Sicht der Praxis.

Dem IAB-Bericht zufolge befinden sich geflüchtete Frauen in einer schwierigen Situation auf dem Arbeitsmarkt. 56 Prozent der männlichen Geflüchteten gehen nach eigenen Angaben fünf Jahre nach ihrer Immigration in Deutschland einer Beschäftigung nach. Bei den weiblichen Geflüchteten ist es weniger als die Hälfte dieses Prozentsatzes. Ein deutlich niedriger Anteil von weiblichen Geflüchteten findet sich außerdem in integrationsspezifischen Angeboten wie Bildungs- oder Beschäftigungsmaßnahmen wieder.

Vielschichtig und interdependent

Wie lässt sich diese Schieflage verstehen? Aus der Praxis wissen wir, dass die Sozial- und Arbeitsmarktintegration ein komplexer sozialer Prozess ist. Zum einen wird er individuell von den Akteur_innen innerhalb einer Gesellschaft erlebt, zum anderen durch ihre sozialen Rollen – basierend beispielsweise auf sozialem Geschlecht, Beruf, sozialem Milieu, Ethnie, Nationalität – beeinflusst.

Folgerichtig stellen Laura Großner und Koyakova im neuen IAB-Bericht geschlechterspezifische Differenzen in den Bereichen Spracherwerb und Beschäftigungen zwischen männlichen und weiblichen Geflüchteten in ihrer Aufnahmegesellschaft fest (eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse finden Sie hier). Die Autorinnen schätzen die Situation als „vielschichtig und interdependent“ ein und verweisen dabei explizit auf die Bereiche psychische Gesundheit, Berufserfahrung und Familienstatus.

So weisen dem Bericht zufolge weibliche Geflüchtete häufiger psychische Beeinträchtigungen auf und haben im Durchschnitt weniger Berufserfahrungen bei ihrer Ankunft in Deutschland als männliche. Außerdem leben 75 Prozent der geflüchteten Frauen in Partnerschaften – dem steht ein Prozentsatz von 50 Prozent der männlichen Geflüchteten gegenüber.

Rollenbilder in Theorie und Praxis

Der Bericht sieht außerdem einen direkten Zusammenhang zwischen dem „reproduzierte[n] traditionelle [n] Rollenbild der Frau[en]“ und ihrer  Unterrepräsentation auf dem Arbeitsmarkt. Durch dieses Rollenbild „bekommt die Frau die Aufgabe, sich um den Haushalt und die Kinder zu kümmern, während der Mann als der finanzielle Versorger der Familie einer Erwerbstätigkeit nachgeht und sie nach außen hin repräsentiert“. Die Konsequenz aus alledem wäre, so die Autorinnen, dass Frauen ihre beruflichen Vorstellungen und die einhergehenden Unterstützungsangebote (wie Sprachkurse) oftmals zurückstellen.

Aus der Perspektive von ARRIVO BERLIN kann das zugeschriebene traditionelle Rollenverständnis nicht bestätigt werden. Die 835 weiblichen Geflüchteten, die seit 2017 von ARRIVO BERLIN Richtung Ausbildung oder Beruf begleitet wurden, attestieren im Gegenteil ein erhebliches Interesse für Ausbildung und Beruf – schwerpunktmäßig im Bereich Gesundheit und Soziales, aber auch im handwerklichen Bereich. Falls das von den Autorinnen erwähnte traditionelle Rollenbild bei dieser sehr heterogenen Gruppe der geflüchteten Frauen überhaupt einheitlich festgestellt werden kann, wird es in der Praxis auf jeden Fall von einer pragmatischen Haltung überlagert.

Die vorgeschlagenen Handlungsempfehlungen für Akteur_innen der Integration im IAB-Bericht sind ein Versuch, Hinweise für die Praxis in der Zusammenarbeit mit geflüchteten Frauen zu formulieren - von der integrierten Kinderbetreuung innerhalb von Unterstützungsangeboten bis hin zu mehrsprachiger Kommunikation und einer besonderen Beachtung der Zielgruppe. ARRIVO BERLIN denkt hier mit speziellen Projekten für Frauen, zum Beispiel bei den ARRIVO BERLIN Übungswerkstätten und mit systematischen Veranstaltungen des Servicebüros für Unternehmen, auf jeden Fall lösungsorientiert mit und geht den Schritt mit, Bildungs- und Migrationsangebote geschlechtsspezifisch umzusetzen.

VM/JVH

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