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ARRIVO BERLIN

Newsmeldung

24.03.2021

Zusammenarbeit im Dialog und mit System: Zwei Jahre TK ARRIVO BERLIN bei der BUS gGmbH

von Dr. Johnny Van Hove

Mitarbeitende von ARRIVO BERLIN im Gespräch
Bild: © BUS gGmbH

Vor zwei Jahren übernahm das Team der BUS gGmbH die Technische Koordinierung ARRIVO BERLIN (TK). Soll dieses Mini-Jubiläum gefeiert werden? Wir finden schon, wenigstens ein bisschen. Besonders wenn die TK mit Blick auf das große Ganze betrachtet wird. Denn die TK und ihre Leistung sind das direkte Ergebnis eines systematischen Aufbaus der Initiative und eines bewusst organisierten Zusammenspiels aller Beteiligten.

Die Geschichte von ARRIVO BERLIN ist eine Geschichte von Kooperation, Vernetzung und kollegialer Zusammenarbeit. Das schätzen und wissen nicht nur die direkten Beteiligten, sondern auch lokale und internationale Institutionen, wie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). In ihrem Bericht aus dem Jahr 2018 beschrieb die OECD den „praxisorientierten Verbund“ als internationale Good Practice. Besonders hob die Organisation die erfolgreiche Zusammenführung von den bis dahin „isolierten“ Maßnahmen und Akteuren im Rahmen von ARRIVO BERLIN hervor.

Die Stichwörter des damaligen Berichts – passklare Orientierung, handfeste Unterstützungsangebote sowie die engmaschige Kooperation mit Unternehmen – weckt auch bei politischen Vertreter_innen und Medien bis heute ein großes Interesse. Von Sigmar Gabriel (SPD) über den späteren französischen Präsidenten Francois Macron  bis hin zu rbb, ARTE und Al Jazeera: Sie alle klopften über die Jahre neugierig bei ARRIVO BERLIN an.

Die Partnerschaft von privaten und öffentlichen Organisationen bei ARRIVO BERLIN mag heute wie eine Selbstverständlichkeit wirken, ein Blick auf die Geschichte von der Ausbildungsinitiative zeigt: Es ist das Ergebnis von vielen Jahren Arbeit und systematischer Erprobung.

Zusammenarbeit mit System

Der Grundstein für den Projektverbund wurde 2012 mit der Pilotierung der heutigen ARRIVO BERLIN Übungswerkstätten gelegt. Spätestens ab 2016 wurden dann mit dem „Masterplan Integration und Sicherheit“ noch gezielter „systematische Strukturen der Zusammenarbeit“ aufgebaut, wie es im Konzept mit Blick auf ARRIVO BERLIN heißt. Weiterhin: „ARRIVO wird zu einer Dachmarke weiterentwickelt, bei der betriebliche Praxis im Vordergrund steht“. Aus einem Pilotprojekt entwickelte sich somit sukzessiv ein Verbund von zehn Modellprojekten, die sowohl geflüchtete Menschen als auch Betriebe tatkräftig unterstützen.  

Dieser planmäßige Aufbau wurde 2018 abgerundet, indem eine Koordinierung dazukam, die seit 2019 von der BUS gGmbH getragen wird. Als Bindeglied zwischen den Teilprojekten und der Senatsverwaltung, hat „die Einrichtung einer Technischen Koordinierung dazu geführt, dass der Projektverbund besser und koordinierter wahrgenommen wird“, so die Projektleitung von ARRIVO BERLIN Ausbildungscoaching. Und weiterhin: „Mit dem Wechsel der TK zur BUS gGmbH ist die Akzeptanz der Arbeit aller Projekte in den Fokus gerückt und es gibt echte Unterstützungsangebote.“

Als Bindeglied zwischen den Akteuren war und ist es für das Team der BUS gGmbH in der Tat immer das Ziel gewesen, die Arbeit aller zu unterstützen und dialogisch mitzuprägen. Was bedeutet dies in der Praxis? Es bedeutet, dass die TK die bestehende Vernetzung und Zusammenarbeit unter den Teilprojekten intensivierte und systematisierte, insbesondere anhand von unterschiedlichen, regelmäßigen oder ad hoc Austausch- und Vernetzungsformaten – wie wir unten anhand der monatlichen Jours fixes zeigen. Dadurch können die Chancen und Herausforderungen in der Arbeit mit den Zielgruppen besser erkannt und anhand von inhaltlichen Impulsen und Fortbildungen mit Expert_innen angesprochen werden. Viel Energie steckt die TK auch in die Öffentlichkeitsarbeit zur Bekanntmachung des Projektverbundes bei Betrieben, geflüchteten Menschen und Multiplikator_innen. Seit der Veröffentlichung des Webauftritts beispielsweise ist die TK nun zunehmend zu einer Anlaufstelle für diejenigen geworden, die sich noch unsicher sind, wen sie am besten im Projektverbund ansprechen sollten. Nicht zuletzt evaluiert und wertet die TK die quantitativen Arbeitsergebnisse im Projektverbund aus, kommuniziert diese zum Teil nach außen und weist somit auf die Bedeutung von ARRIVO BERLIN in einem breiteren Arbeitsmarktkontext hin.

Zusammenarbeit im Dialog

Die Arbeit der TK basiert auf dem bestehenden Geist der Kooperation unter den Teilprojekten. Exemplarisch sind die monatlichen Jours fixes, die zunehmend Schnittstellentermine darstellen, wo Austausch, Vernetzung, Fortbildung und Qualitätsmanagement im Idealfall zu einem besseren Gesamtergebnis führen. In diesen Treffen – und auch zunehmend in kleinen Arbeitsgruppen zu spezifischen Themen –  findet ein systematischer und analytischer Austausch der Erfahrungen und Herausforderungen der alltäglichen Arbeit statt. Gerne werden gesetzliche Veränderungen, veränderte Bedarfslagen und neue Angebote für die Zielgruppen geteilt. Flankiert von Impulsvorträgen, gezielter Vernetzung und gemeinsam eruierter Weiterqualifizierungen findet somit ein organisierter Wissens- und Erfahrungsaustausch statt. Neue Herausforderungen, Chancen und Ideen zirkulieren dadurch schnell im Verbund. Nach Möglichkeit werden die notwendigen Schritte eingeleitet und ressourcenschonende Synergien geschaffen.

Agile Integration – auch während Corona

Wie solide das Fundament des Systems von ARRIVO BERLIN ist, zeigte sich im Jahr 2020, als aufgrund der Corona-Pandemie viele Selbstverständlichkeiten der alltäglichen Arbeit in Frage gestellt werden mussten. Die Kommunikationsstruktur, die Beratung, die Ansprache, die Kurse, die Weiterqualifizierung und die Zusammenarbeit wurden erfolgreich umgestellt, häufig auch stark digitalisiert. „Trotz oder sogar wegen der Pandemie wuchs der Projektverbund noch stärker zusammen und intensivierte seine Zusammenarbeit auf allen Ebenen“, schlussfolgerten wir mit Recht in unseren Dezember-Newsletter.

Das Ergebnis des bewährten Systems der Ausbildungsinitiative lässt sich sehen. Auch wenn die Arbeits- und Kommunikationsweisen sich zum Teil stark veränderten, konnten 1.000 Menschen mit Fluchthintergrund 2020 von den ARRIVO BERLIN Teilprojekten unterstützt werden, 269 davon wurden in eine Ausbildung oder Arbeit gebracht. Diese Zahlen stellen eine recht konstante Weiterführung der erfolgreichen Arbeit von ARRIVO BERLIN in den Zeiten vor Corona dar.

Der jahrelange Schulterschluss zwischen allen Beteiligten stellte sich im Endeffekt als effektiv und krisenresistent dar. Das System ARRIVO BERLIN funktioniert kurzum auch in der permanenten Bewährungsprobe namens Corona, sogar dann, wenn einige Mitarbeitende im Projektverbund die Arbeit hauptsächlich unter Corona-Bedingungen kennenlernten. Die BUS gGmbH beispielsweise arbeitete die Hälfte ihrer Zeit bei ARRIVO BERLIN mit Maske. Das System der Kooperation der Teilprojekte, der TK, der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales (SenIAS) hat aber gehalten. Insbesondere das ist –  gemeinsam mit dem zweijährigen Mini-Jubiläum der TK – ein Grund zum vorsichtigen Feiern.


Zum Weiterlesen
Interviews mit den Mitarbeitenden:

Vernetzen, organisieren, koordinieren: Das Team der Technischen Koordinierung ARRIVO BERLIN
Interview mit Dr. Johnny Van Hove
Interview mit Felicitas-Morgaine Keller
Interview mit Ruth Pons

Hier finden Sie den Bericht der OECD und den Masterplan Integration und Sicherheit.

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